Bryn - Hauptstadt des Reiches der Sonne

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    Ein Mensch hat dreierlei Wege klug zu handeln:
    1. Durch Nachdenken - das ist der edelste.
    2. Durch Nachahmen - das ist der leichteste.
    3. Durch Erfahrung - das ist der bitterste.

    (Konfuzius)

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    (Naevia)


    Neavia saß im Schneidersitz or dem kleinen Feuer und nähte an einem neuen Umhang. Sie hatte keine Ahnung, was an der Oberfläche auf sie zukommen würde und sie nähte schon lange an diesem Umhang. Immer wieder waren ihr die dünnen Fäden ausgegangen die sie teilweise in knotenlanger Arbeit aus den Leibern endloser vieler Spinnen getrieben hatte, um den Umhang so zu verstärken.
    Die Rohstoffe waren ohnehin knapp und anfangs hatte sie die Fäden nur benutzt, weil ihr ncihts anderes zur Verfügung getanden hatte. Erst später hatte sie bemerkt das die Fäden er Spinnen um einiges reißfester als die Leinfäden waren. Natürlich nicht im einzelnen, doch zusammengefügt waren sie fast unzerstörbar.
    Seufzend legte sie den Umhang zu Seite. Ihre Finger schmerzten und kleine Blasen, die teilweise aufgeplatzt waren, zeugten von der härtnäckihkeit mit der sie ihrer Arbeit nachging. Ihre Eltern hatte Neavia kaum kennen gelernt, zusammen mit ihrer Schwester, war sie bei ihrer Oma aufgewachsen, die sie alles wichtige gelerhrt hatte. Von den Männern, mit denen sie allesamt verwandt war, hatte sie sich bis jetzt ferngehalten. In letzter Zeit hatten sie die Fehlgeburten gehäuft. Über lebten die Kinder bis zur Geburt waren sie oft entstellt und Lebensunfähig. Schon lange durfte sich schon niemand mehr mit dem jenigen vereinen, den er liebte, man ersuchte nur die Menschen zu paaren,die am wenigsten miteinander verwandt waren und trotzdem gabes schonseit langem keinen lebensfähigen Nachwuchs mehr.
    Sie selbst war Tios versprochen worden, doch sträubte sie sich noch immer, sie liebte ihn nicht und drängte darauf endlich an die Oberfläche zu gehen und nach anderen Überlebenden zu suchen, auch um das Überleben ihrer Sippe zu sichern.

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    (Kayon)


    Mit dem Messer im Mund kletterte Kayon eine Säule empor. Der Schweiß rann ihm in Strömen von seinem Gesicht und brannte in den Augen.
    Einige Meter unter ihm standen seine Freunde und blickten staunend nach oben. "Kayon, schnell, die Ratte ist immer noch oben!", rief einer und rieb sich begeistert Hände.
    Kayon fand zwischen den kleinen Spalten, die sich in der Säule aufgetan hatten Halt und kam immer weiter voran. Nur noch knapp zwei Meter und er hätte die Spitze erreicht.
    Dort saß panisch fiepsend eine Ratte, die die drei Freunde in diese Lage getrieben hatten. Wild rannte sie umher, aber sie fand keinen Weg herab.
    Kayon kam unterdessen immer näher und erreichte schließlich das Plateau. Er zog sich hinauf und sah die Ratte, deren Augen vor Panik hin und her huschten.
    "Endlich habe ich dich", dachte Kayon sich und setzte zum Sprung an. In genau diesem Moment rannte die Ratte los und sprang. Sie fiel vier, fünf Meter und verschwand dann in einem schwarzen Loch. Fassungslos blickte Kayon ihr hinterher. Enttäuschung machte sich in ihm breit.
    Frustriert saß der Junge auf der Säule und legte den Kopf in die Hände.
    "Hast du sie?", fragte einer seiner Freunde aufgeregt.
    "Nein", antwortete Kayon ihm mit brüchiger Stimme. "Sie ist in den Tod gestürzt und in einem Abfluss verschwunden.
    "Verdammt!", hörte er einen Schrei von unten. "Da finden wir endlich mal Fleisch und dann bringt es sich auch noch selbst um. So ein Mist."
    Kayon nickte verzweifelt und machte sich dann an den Abstieg. Unten wurde er herzlich von den anderen begrüßt.
    "Mach dir nichts daraus, vielleicht finden wir nächste Woche eine andere Ratte."

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    »Mutter!«, Jusuf stand vor dem Loch, in dem er uns seine Mutter für gewöhnlich schliefen. Nun war seine Miene wutverzerrt und die Muskeln seines strammen Körpers spielten ungeduldig. »Ich weiß, dass Vater es anders gesehen hat, und ich weiß, dass du es genauso siehst, wie er. Aber ich werde nicht zusehen, wie unsere Sippe durch Inzest und Nahrungsmangel zu Grunde geht. Ich werde mit denen, die gewillt sind, mich zu begleiten, an die Oberfläche gehen. Ihr anderen mögt hier zurückbleiben und warten, bis wir zurückkommen, um euch an einen besseren Ort zu führen.«
    Wie erwartet, kam keine Antwort und Jusuf wandte sich zornesschnaubend ab und machte sich auf den Weg zum Brunnen. Dort hatte er eine Versammlung einberufen, um festzustellen, wer gewillt war, ihn zu begleiten.
    Der Brunnen war mehr ein dreckiges Wasserloch als ein Brunnen, der sauberes Grundwasser beförderte. Doch im weiten Umkreis gab es nichts besseres und so musste die Sippe sich mit diesem Tümpel zufriedengeben. Als er den Brunnenplatz erreichte, war noch niemand da und so setzte er sich auf einen Felsblock und wartete.

  • Lilith


    Sie turnte hinter ihrem Bruder her. Er hatte sie noch nicht bemerkt. "Willst du wirklich nach oben?" fragte sie in seinem Rücken. Lilith setzte sich neben ihren Bruder und sah zum Wasserloch. Jusuf hatte schon früher darüber gesprochen und es hatte die Neugier in ihr geweckt. Was war wenn dort wirklich das Leben nun möglich war? Wenn die Geschichten nicht stimmten die man immer erzählte, von irgendwelchen Dämonen, von Chaos regiertem Land.
    Lilith lehnte sich an ihren Bruder und lauschte dem tröpfeln von irgendeinem kleinen Rinnsal. Von irgendwoher drang der penetrante Geruch von Rauch zu ihr.
    "Denkst du das genug kommen?" fragte sie vorsichtig. Sie kannte die Sippe, alle samt. DIe meisten wollten alles lassen wie es war, mekerten jedoch trotzdem über die Zustände.

    "Die Höhe und Länge geteilt durch die Hälfte der Breite, ergaben genau 1,67563. Anders Ausgedrückt: Der Wert entsprach exakt dem 1237,98712567fachen der Differenz zwischen der Entfernung der Sonne und dem Gewicht einer kleinen Apfelsine." Aus einem von Terry Pratchetts Scheibenweltromanen.

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    (Naevia)


    Naevia war die nächste, die den Brunnen erreichte und sich neben Jusuf setzte. Sie hatte damit gerechnet,dass sie viel zu spät war, doch mit erschrecken stellte sie fest, dass neben Jusuf und seiner Schwester Lillith noch niemand eingetroffen war. Ihre wenigen Sachen hatte sie schon gepackt, in der Hoffnung, sie würden sogleich aufbrechen und diesem dunklen Loch endlich entkommen.
    So viel hatte sie von der Sonne gehört, sie sich vorgestellt, den Himmel, doch niemals hatte sie ihn erblickt.
    "Sind das alle?" fragte sie vorsichtig nachdem sie einige Atem geschwiegen hatte.

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    »Wenn wir hier bleiben, werden wir sterben«, gab er seiner Halbschwester mit liebevoller Stimme zur Antwort. Nichts war mehr zu sehen von dem Zorn, den er seiner Mutter entgegengebracht hatte. Lilith war sein Schatz, sein ein und alles. An sie würde er keinen der Männer der Sippe heran lassen. Sie würde einen Mann einer anderen Sippe heiraten, denn er war überzeugt, dass es irgendwo an der Oberfläche noch andere Sippen gab.
    »Und deshalb werden sie kommen. Sie wissen es alle, auch wenn viele es nicht wahrhaben wollen.«
    Er drückte seine Schwester an sich und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.
    »Ich möchte, dass du ein besseres Leben hast, als hier in diesen Ruinen zu hausen. Die alten Legenden erzählen, dass die Menschen einst in prächtigen Bauten gewohnt haben. Und wir werden wieder in solchen Bauten wohnen!«


    Als Naevia zu ihnen kam, lächelte Jusuf sie freundlich an.
    »Sie werden noch kommen«, sagte er mit fester Stimme und wollte damit auch sich selbst ermutigen. »Wo ist deine Schwester, Neavia?«

  • Lilith


    Sie umarmte ihren Bruder und lächelte Naevia zu. "Wenigstens auf dich kann man zählen." Lilith fand es schon beinahe erschreckend, das kaum jemand aus der Sippe erkundungslust hatte, sonder alle nur in diesem stinkenden Loch bleiben wollten.
    Lilith war schon immer fasziniert gewesen von dem was sich dort oben verbergen konnte. Schon als kleines Kind wollte sie immer nach oben, auch wenn man noch so grußelige Geschichten erzählt hatte. "Was denkst du? WOhnen noch Menschen an der Oberfläche? Ich meine falls die Erzählungen stimmen, von den Dämonen?" Lilith geriet ins Schwärmen und war nicht mehr zu bremsen.

    "Die Höhe und Länge geteilt durch die Hälfte der Breite, ergaben genau 1,67563. Anders Ausgedrückt: Der Wert entsprach exakt dem 1237,98712567fachen der Differenz zwischen der Entfernung der Sonne und dem Gewicht einer kleinen Apfelsine." Aus einem von Terry Pratchetts Scheibenweltromanen.

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    (Naevia)


    Sie lächelte den Geschwistern sanft zu und fixierte dann Jusuf. "Sie wird kommen, da bin ich mir ganz sicher.Sie teilt mein Interesse an der Oberfläche." versicherte sie ihm und wandte sich nach Lillith Frage an diese.
    "Natürlich gibt es noch andere Sippen. Etwas anderes zu denken wäre sehr Überheblich. Warum sollten nur wir hier überlebt haben. Und wer weiß, vielleicht ist die Oberfläche schon längst wieder belebt und wir wissen nur noch nichts davon." schwärmte sie. Neavie war bekannt für ihren Optimismus.

    • Offizieller Beitrag

    (Kayon)


    Nach der enttäuschenden Jagd war er zurück ins Lager gekehrt und hatte sich für die nächsten Stunden in seiner Behausung verkrochen. Kayon wollte mit niemandem reden und erst recht nicht irgendwelche aufmunternden Sprüche hören.
    Am späten Nachmittag hatte er schließlich seinen Ärger und die Wut überwunden und streifte gedankenverloren durch das Lager.
    Plötzlich fiel ihm die Versammlung wieder ein, die Jusuf am Brunnen ausgerufen hatten. Binnen Sekunden war er wieder hellwach. Er spurtete zu seiner Behausung zurück, schnappte sich sein Messer, seine Schleuder und ein altes, vergilbtes Buch, dessen Einband teils zerrissen war. Dies war sein gesamtes Habe.
    Wenige Minuten später erreichte er keuchend den Brunnen und blickte sich verwundert um. Es war bisher kaum jemand erschienen, lediglich drei weitere, inklusive Jusuf saßen am Brunnen.
    "Komme ich zu spät?", fragte Kayon verwundert und setzte sich.

  • Die dunkle Haut des Mannes spannte sich immer wieder an, als sein Arm auf die improvisierte Übungspuppe niedersauste. Immer wieder der gleiche Schlag, immer wieder diagonal von rechts oben nach links unten. Abbas würde diese Übung machen bis entweder sein Arm abfiel oder aber er den Schlag in Perfektion beherrschte.
    Diese Willenskraft hatte ihn schon oft angetrieben. Sie zog sich durch sein Leben wie ein roter Faden. Selbst als er von den Sippenleuten hörte, dass Jusuf eine Versammlung einberufen hatte, setzte er seine Übung ohne zu stocken fort. Erst nach dem 137 Schlag, zu dem die Muskeln in seinem Körper kaum noch im Stande waren, steckte er die schartige Klinge weg und folgte den schmalen Gassen der Ruinen zum Brunnenplatz. Sein Öberkörper war entblößt und er trug bloß eine dreckige, leicht rötliche Hose. Er lehnte sich etwas abseits gegen eine Mauer und musterte die wenigen Anwesenden aufmerksam. Auch wenn er es sich nicht anmerken ließ, so hatte er großes Interesse endlich die Welt zu erkunden und raus aus diesem Loch zu kommen. Seit dem Tage seiner Geburt hatte etwas in ihm geflüstert und leicht an ihm gezerrt. Er hatte nie verstanden was es war, doch es wollte nach draußen, wollte ihn immer an die Oberfläche lotsen, doch es war strengstens verboten. Aber jetzt, jetzt bot sich endlich die Gelegenheit, nach der sich Abbas seit einer Ewigkeit gesehnt hatte, er würde endlich an die Oberfläche kommen und seinem inneren, war es nun ein Dämon oder ein Engel, folgen können.

    Die meisten Menschen sind wie ein fallendes Blatt, das weht und dreht sich durch die Luft, und schwankt, und taumelt zu Boden. Andre aber, wenige, sind wie Sterne, die gehen eine feste Bahn, kein Wind erreicht sie, in sich selber haben sie ihr Gesetz und ihre Bahn.
    - Hermann Hesse, Siddhartha

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    Erstaunt sah Jusuf auf, als eine Gruppe älterer Sippenmitglieder zu ihnen stieß. Darunter auch seine Großmutter Naama und der Vater seiner Mutter Judas. Sogar die alte Rahel, die Älteste der Sippe kam mit langsamen Schritten herbeigeschlurft. Gestützt von ihrer Schwiegertochter Lea, die ebenfalls schon recht alt war, ließ sie zu Boden und betrachtete den jungen Sippenführer mit ihren weisen alten Augen.
    »Du hast die Sippe zusammengerufen, Jusuf«, erschallte ihre brüchige Stimme und aller Augen richteten sich voll Ehrfurcht auf die alte Frau. »Welchen Grund hat unsere Zusammenkunft?«
    Jusuf merkte, wie aller Augen sich nun auf ihn richteten und nicht alle waren ihm freundlich gesinnt. Sie wussten, welche Pläne er hegte und hatten teilweise Angst davor.
    »Es ist an der Zeit, sich nicht länger zu verstecken!«, begann Jusuf mit fester Stimme. »Die Sippe schrumpft, die Neugeborenen sind krank und verkümmert. Wir stehen kurz davor, auszusterben. Wir müssen handeln und die einzige Möglichkeit, die wir haben, liegt an der Oberfläche!«
    Die alte Generation schnaubte. Die alte Rahel jedoch nickte versonnen.
    »Du sprichst, wie Kayons Vater seinerzeit sprach. Wir haben nie wieder etwas von ihm gehört.«
    Die Alten nickten zustimmend, doch endete ihr Nicken abrupt, als Rahel weitersprach.
    »Vielleicht, weil er auf eine andere Sippe gestoßen ist.«

  • Lilith


    Sie nickte zustimmend und stand ebenfalls auf um sich neben ihren Bruder zu stellen. "Er hat recht, wir können hier nicht länger herum sitzen und die Inzucht vorantreiben, wir müssen handeln."Versuchte sie die Worte Jusufs zu unterstützen.
    In ihr keimte Hoffnung auf das vielleicht doch die ganze Sippe hinter Jusuf stehen könnte. "Woher willst du wissen das dort oben nicht der Tod lauert? Was wenn du ihn hereinlockst und uns alle umbringst?" fragte einer der alten mit kehliger Stimme. Lilith shüttelte den Kopf. "Wir werden so oder so aussterben wenn wir keine neue Sippe finden." gab sie zu bedenken, scheinbar war der alte nicht unbedingt der schnellste.

    "Die Höhe und Länge geteilt durch die Hälfte der Breite, ergaben genau 1,67563. Anders Ausgedrückt: Der Wert entsprach exakt dem 1237,98712567fachen der Differenz zwischen der Entfernung der Sonne und dem Gewicht einer kleinen Apfelsine." Aus einem von Terry Pratchetts Scheibenweltromanen.

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    (Neavia)


    Neavia stellte sich demonstrativ neben Lilith und Jusuf. "Sie hat recht. Es macht keinen Sinn weiter daran festzuhalten hier zu bleiben. Es geht in erster Linie um unsere Zukunft. Die Zukunft der jungen Generation. Wir müssen nach vorne schauen, aufhören dem gewohnten nachzugehen. Die Nahrung geht uns aus. Die verkrüppelten Kinder sind nicht der einzige Grund, warum wir an die Oberfläche gehen sollten."
    Nachdem sie ihre Meinung kundgetan hatte, trat sie wieder einen Schritt zurück. Für sie stand fest, dass sie an die Oberfläche gehen würde, so oder so.

  • Abbas lächelte düster, während er näher an die Versammlung heran trat. "Ich finde es außerordentlich süß, wie ihr an euren alten Werten und Traditionen fest haltet. Natürlich ist es gefährlich, aber warum sollte es hier unten sicherer sein?" Abbas schüttelte den Kopf und legte einer der alten Frauen die Hand auf die Schulter."Nur weil wir seit unzähligen Generationen hier unten versauern, heißt das nicht, dass wir es nicht ändern können. Wir leben hier in Ruinen, das heißt irgendetwas hat vor uns hier existiert, vielleicht waren es ja auch Menschen!" Er zögerte, als er erkannte, dass er sich damit selbst eine Grube gegraben hatte in die ihn sofort die Alte vor ihm hineinstieß. "Ja und warum sind es Ruinen? Weil irgendjemand diese Wesen zerstört hat!" zischte sie und funkelte Abbas böse an, während sie seine Hand von ihrer Schulter führte. Abbas klatschte und sein Lächeln kehrte schnell zurück. "Also haben wir die Wahl, entweder sterben wir sicher durch unsere eigene Hand, oder aber vielleicht durch etwas größeres, stärkeres. Ich für meinen Teil wähle das Vielleicht anstelle des sicheren Todes!"

    Die meisten Menschen sind wie ein fallendes Blatt, das weht und dreht sich durch die Luft, und schwankt, und taumelt zu Boden. Andre aber, wenige, sind wie Sterne, die gehen eine feste Bahn, kein Wind erreicht sie, in sich selber haben sie ihr Gesetz und ihre Bahn.
    - Hermann Hesse, Siddhartha

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    (Kayon)


    Auch Kayon trat nach vorne.
    "Wie könnt ihr nur behaupten, mein Vater wäre dort draußen gestorben?", fragte er mit einem scharfen Ton. "Ihr wisst es doch gar nicht. Vielleicht hat er einen Weg gefunden, dort zu leben oder er hat zu anderen Menschen Kontakt aufgenommen."
    "Und wieso ist er dann nicht zurückgekehrt und hat uns davon berichtet?", antwortete ihm einer der Alten und schüttelte den Kopf. "Er ist da oben gestorben, genau so, wie wir es werden, wenn wir uns nach oben wagen."
    Kayon warf ihm einen vernichtenden Blick zu.
    "Sollen wir etwa in diesem Loch dahinsiechen und Schleim von den Wänden lecken wie niederes Getier? Wollt ihr euer Leben so führen und immer neue Krüppel und Wesen zur Welt bringen? Ist es das, was ihr wollt? Gebt es doch endlich zu und stellt eure Vernunft vor eure Eitelkeit: Unser aktueller Platz ist unser Grab, wenn wir nichts unternehmen. Ihr seid alt und werdet so oder so bald sterben. Aber was wird aus uns?" Kayon zeigte auf den anderen Teil der Versammlung.
    "Denkt an uns, eure Kinder und Enkel und stellt endlich eure Eitelkeit hinter eure Vernunft."
    Er schnaubte und blickte abermals in die Runde.
    "Wir müssen nach oben, wir müssen es einfach. Das müsst ihr verstehen."

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    Jusuf hob die Hände und die Diskussionen kamen zur Ruhe. Er war der Sippenführer und er traf die Entscheidungen. So war es seit jeher Tradition gewesen. Auch wenn die ältere Generation sich seinen Vater zurückwünschte, akzeptierte sie doch ihren neuen Sippenführer.
    »Ich verstehe eure Angst vor dem, was uns an der Oberfläche erwarten wird. Hier wähnt ihr euch sicher. Hier kennt ihr euch aus und die Gefahren, die hier lauern, sind euch bekannt. Vielleicht finden wir dort oben den Tod, aber vielleicht finden wir dort oben auch einen neuen, einen besseren Lebensraum. Einen Ort, wo wir ausreichend Nahrung haben, sauberes Wasser und vor allem Licht. Wir kennen nichts als das Licht unserer Fackeln, doch kennen wir alle die Erzählungen von einem großen Feuerball am Himmel, der die Welt in helles Licht taucht. Bleiben wir hier, erwartet uns der sichere Tod. Brechen wir auf, um die Oberfläche zu erkunden, werden wir diesen leuchtenden Feuerball erblicken und nie wieder mühsam nach Fackelholz suchen müssen.«
    Tios, der junge Mann, den Naevia ehelichen sollte, schüttelte den Kopf. Er traute den alten mehr als Jusuf und seinen Freunden. Er hatte Jusuf noch nie leiden können.
    »Du willst uns in den Tod führen!«, rief er zornig aus. »Unsere Ahnen sind in diese unterirdischen Höhlen geflohen, weil an der Oberfläche das Chaos gewütet hat und jedes Leben auszulöschen drohte. Und du willst uns an diesen Ort zurückführen? Oh nein, ich bleibe hier - in Sicherheit!«
    Jusuf funkelte Tios wütend an. Stehts hatte dieser sich gegen ihn gestellt, ihn bei seinem Vater angeschwärzt und ihm Steine in den Weg gelegt, wo er nur konnte.
    »Niemand wird dich zwingen, mit uns zu kommen, Tios!«, spuckte Jusuf aus und bleckte die Zähne. »Meinetwegen kannst du in diesem Loch versauern!«
    Tios zückte seinen Knochendolch und wollte auf Jusuf losgehen, doch die alte Rahel stellte sich ihm in den Weg.
    »Genug!«, knurrte sie und ihre alten, weisen Augen blitzten gefährlich in die Runde. »Soetwas ist mir mein Lebtag noch nicht vorgekommen! Niemand erhebt seine Waffe gegen ein Mitglied der Sippe!«
    Betretenes Schweigen folgte. Tios schaute demütig und reuevoll zu Boden.
    »Dieser Streit muss ein Ende finden!«, fuhr sie mit kratziger Stimme fort. »Ismail ist tot und unser neuer Führer heißt Jusuf. Ihm sind wir zu Gehorsam verpflichtet und seit den Tagen der Ahnen wurde diese Regel befolgt. Wenn die Sippe sich spaltet, ist ihr Ende entschieden. Die Sippe muss zusammenhalten. Nur so ist die Sippe stark! Entweder wir bleiben alle hier oder wir gehen alle an die Oberfläche! Ich werde Jusuf folgen, auch wenn meine alten Knochen mir schmerzen!«
    Damit war es entschieden. Wenn die alte Rahel entschlossen war, an die Oberfläche zu gehen, gab es keinen Platz mehr für Zweifel.
    Jusuf lächelte Rahel dankbar zu und die Alte zwinkerte schelmig zurück.
    »Packt eure Sachen. Wenn die Fackel des Tages abgebrannt ist, brechen wir auf!«, gab Jusuf Anweisung und drehte sich zu Lilith um, um sie voll Freude in die Arme zu schließen.

  • Lilith


    Sie erwiederte die Umarmung ihres Bruder mit Freude. Lilith löste sich wieder von ihm und betrachtete Abbas aufmerksam. Heute war einer der wenigen Tage an dem er sich einmal zu Wort gemeldet hatte, zumindest mehr als zwei Sätze. Lilith lächelte ihm freundlich zu und schaute ihm verträumt nach als er schließlich ging. Als sie den Blick ihres Bruders bemerkte verflüchtigte sie sich um ihre Sachen zu packen. Es war nicht viel, einen kleinen Knochendolch, welcher ihrem Vater gehört hatte und eine Kette, mehr war es nicht.
    Sie ging zu ihrem Bruder und setzte sich in seine Schlafnische. "Gute Ansprache." meinte sie und grinste. Sie hoffte das die Erzählungen von dem großen Feuerball wahr waren, es ist bestimmt ein faszinierender Anblick.

    "Die Höhe und Länge geteilt durch die Hälfte der Breite, ergaben genau 1,67563. Anders Ausgedrückt: Der Wert entsprach exakt dem 1237,98712567fachen der Differenz zwischen der Entfernung der Sonne und dem Gewicht einer kleinen Apfelsine." Aus einem von Terry Pratchetts Scheibenweltromanen.

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    (Neavia)


    Mit stechendem Blick beobachtete Neavia Tios, sie hatte ihn noch nie wirklich leiden können, doch mit diesem Auftritt hatte er noch die letzten Sympathiepunkte verloren, niemals würde sie mit diesem Mann Nachwuchs zeugen, sie musste hier einfach weg.
    Langsam löste sich die Versammlung auf und die Menschen gingen in kleinen Trauben zurück zu ihren Behausungen. Sie diskutierten über die Entscheidung Jusufs, doch keiner traute sich jetzt noch zu widersprechen.
    Neavia hatte ihre Sachen bereits gepackt und entschied sich dafür bei Jusuf und Lilith zu bleiben. Sie waren schon lange gut befreundet und klopfte auch sie Jusuf auf die Schulter.
    "Es werden nicht viele mitkommen, wahrscheinlich nur die jungen, die alten sind zu eingefahren in ihrer Meinung, doch ich denke wird werden genug sein." erklärte sie positiv gestimmt und lächelte dann.

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    (Kayon)


    Er schüttelte den Kopf. "Ich verstehe es auch nicht. Da haben wir endlich jemanden, der sich dazu entschließt, aus der Verdammnis zu entkommen und dann will keiner es akzeptieren. Aber da Rahel schon einmal auf unserer Seite ist, werden die meisten wohl oder übel mitkommen."
    Kayon setzte sich neben Jusuf und blickte verstohlen in Richtung Neavia. Es gab in ihrer Gruppe nicht viele Frauen, erst recht nicht viele, die gut aussahen, und durch das Paarungsverbot verschlimmerte es die Situation der meisten jungen Mitglieder deutlich, was die Chance anging einen Partner zu finden.
    Kayon hoffte inbrünstig, dass an der Oberfläche noch mehr Frauen mit einem ähnlichen Aussehen sein würden, denn er wünschte sich schon seit mehreren Jahren eigenen Nachwuchs.